25.07.2023
Lesezeit: 2 Min.
«Städtebau geht uns alle an»
Kommentar von Prof. Dr. Stefan Kurath, Architekt und Urbanist
Ein nahezu ungebremster Bauboom und eine wenig wirksame Raumplanung haben in den letzten Jahrzehnten zu übermässigem Flächen-, Ressourcen- Energieverbrauch bei der Transformation unserer Stadtlandschaften geführt. Im Umfeld der gesellschaftspolitisch geforderten Innenentwicklung sind die heutigen Raumplanungswerkzeuge und -instrumente aber auch Verfahrens- und Organisationsprozesse hoffnungslos veraltet. Zwar fehlt es nicht an Vorstellungen, wie die gute, die richtige, die smarte, die grüne, die soziale, die nachhaltige Stadt, die 10-Minuten-Stadt auszusehen hat. Das Denken und Planen vieler Planerinnen hat aber wenig damit zu tun, wie Stadt tatsächlich entsteht. Daher gelingt es kaum, das vorhandene Raumwissen in die gebaute Welt zu bringen.
In Anbetracht der Klimakrise, der Biodiversitätskrise, der Ressourcenkrise und der Wohnungskrise muss sich hier dringend etwas ändern.
Ich habe das Manifest der Vereinigung für guten Städtebau deshalb unterschrieben. Es ruft alle Menschen mit Interesse an nachhaltiger Stadtentwicklung dazu auf, Verantwortung zu übernehmen, aktiv zu werden und sich für eine hohe Baukultur und damit einen guten und resilienten Städtebau einzusetzen. Das Manifest ruft dazu auf, Zeit und Geld in Forschung, Lehre und Praxis im Städtebau zu investieren. Und schliesslich ruft es mich persönlich dazu auf, durchaus auch selbstkritisch zu reflektieren, was guten und was besseren Städtebau ausmacht. Städtebau geht uns alle an!
Prof. Dr. Stefan Kurath, Architekt und Urbanist, Leitung ZHAW Institut Urban Landscape, Departement Architektur, Gestaltung und Bauingenieurwesen. Eigenes Büro in Zürich und Graubünden. Zahlreiche Publikation zur Wirkungsgeschichte von Architektur und Städtebau. Zuletzt erschienen: Jetzt: die Architektur! Über Gegenwart und Zukunft der architektonischen Praxis. Triest Verlag.
